TUTORIAL – ePA Teil 1: Wie Du Deine elektronische Patientenakte in Betrieb nehmen kannst

Diverse medizinische Daten über einen Menschen

Bildquelle: Freepik

Nach einer im Jahr 2019 getätigten Umfrage ist die Mehrheit der Bürger:innen in Deutschland dazu bereit, eine elektronische Patientenakte (ePA) zu nutzen. Seit 2021 bieten alle gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten eine ePA an. Doch nach über zwei Jahren haben gerade mal 0,4 Prozent der ca. 73 Millionen Versicherten eine ePA beantragt und Inbetrieb genommen. Der Anteil derjenigen, deren ePA tatsächlich auch mit Inhalten gefüllt wird, dürfte noch viel geringer sein. Wie ist dieser riesige Graben zwischen Theorie laut der Umfrage und der Realität zu erklären? Was ist der Grund für eine solch geringe Verbreitung unter der Bevölkerung?

Die Einrichtung einer ePA ist aufgrund von gesetzlich vorgeschriebenen hohen Sicherheitsauflagen alles andere als gängige Routine. Selbst für digital affine Bürger:innen erweist sich die Inbetriebnahme der ePA als knifflig. Ich selbst habe meine ePA 2021 bei meiner Krankenkasse beantragt und weiß aus Erfahrung wovon ich spreche. Es ist aufwendiger als ein Onlinekonto bei der Bank des Vertrauens einzurichten. Aber es ist mit etwas Beharrlichkeit machbar. So viel kann ich an dieser Stelle vorwegnehmen. Aber allein diese vage Beschreibung macht bereits deutlich, wieso bis heute kaum ein Mensch in Deutschland eine ePA besitzt und, geschweige denn praktisch nutzt.

Das Bundesgesundheitsministerium möchte dies zukünftig ändern. Ab Anfang 2025 werden alle gesetzlich Krankenversicherten automatisch eine ePA erhalten, sofern sie nicht aktiv Widerspruch einlegen. Man dreht also den Spieß, um und muss aktiv werden, wenn man sich dagegen aussprechen möchte. Allerdings soll der Widerspruch nicht so kompliziert ausfallen, so zumindest das Versprechen der Politik. Für alle die nicht bis 2025 warten wollen, sind die nachfolgenden Informationen interessant.

Wie kommst Du an eine elektronische Patientenakte meiner Krankenkasse?

Bevor Du Deine persönliche ePA einrichten kannst, sind mehrere Schritte im Vorfeld notwendig.

1. Prüfe, ob Du eine NFC-fähige Krankenkassenkarte besitzt

NFC steht für „Near Field Communication“. Es handelt sich dabei um eine kontaktlose Datenübertragung mittels Radio Frequenz Identification (RFID-) Technologie. Beispielsweise viele Bankkarten oder Smartphones auf dem Markt besitzen eine solche kontaktlose Schnittstelle. So kommt NFC heute häufig bei kontaktlosem Bezahlen per Bankkarte oder Smartphone an der Kasse im Einzelhandel zum Einsatz. Prüfe, ob Deine Krankenkassenkarte mit einem NFC-Symbol gekennzeichnet ist. Leider gibt es kein international einheitliches NFC-Symbol. Doch man könnte es am ehesten mit dem WLAN-Symbol vergleichen. Beispiele von NFC-Symbolen findest Du unter diesem Link.

Solltest Du feststellen, dass Du keine NFC-fähige Versichertenkarte besitzt, musst Du eine neue Krankenkassenkarte anfordern. Jede neue ausgestellte Versichertenkarte sollte routinemäßig NFC-fähig sein.

2. Beschaffe Dir die PIN für Deine elektronische Gesundheitskarte bei Deiner Krankenkasse

Du fragst Dich, was eine elektronische Gesundheitskarte (eGK) ist? Deine Krankenversichertenkarte ist gemeint. Fachleute sprechen jedoch meist von der eGK. Um Deine ePA in Betrieb nehmen zu können, musst Du Dir im Vorfeld die PIN zu Deiner eGK besorgen. Sie wird benötigt, um sich zumindest beim allerersten Mal bei der ePA anzumelden.

Genau wie die eGK selbst, bekommst Du die PIN von Deiner Krankenkasse. Leider schicken Krankenkassen Dir die PIN nicht automatisch zu, wie dies beispielsweise bei Bankkarten der Fall ist. Aktuell musst Du aus eigener Initiative explizit die PIN zu Deiner eGK anfordern. So ist es derzeit gesetzlich geregelt, soll sich in Zukunft ab 15.01.2025 ändern. In einem späteren Beitrag gehe ich näher auf diese zukünftigen Regelungen für die ePA ein.

3. Zweifelsfreie Identifizierung anhand eines amtlichen Ausweisdokumentes

Um die PIN für seine eGK ordnungsgemäß anzufordern kannst Du Dich an die Kundenberatungsstelle Deiner Krankenkasse persönlich vor Ort wenden. Hierbei musst Du in jedem Fall Deine eGK vorlegen sowie ein Personalausweis oder Reisepassdokument mitbringen. Alternativ zum persönlichen Erscheinen kann es sein, dass Deine Krankenkasse Dir ein Post-Ident-Verfahren anbietet. Bei Post-Ident musst Du Dich mittels Deines amtlichen Ausweisdokumentes in einer Filiale der Deutschen Post (bzw. Kiosk, Schreibwarenladen oder Ähnliches) identifizieren lassen. Das bedeutet, dass ein Mitarbeiter der Deutschen Post Deinen Personalausweis kontrolliert und schaut, ob dieser echt ist und Du auch die Person laut Ausweis bist. Dies ist eine gesetzliche Vorgabe für die Krankenkassen zur Vergabe der PIN für die eGK ihrer Versicherten.

Am Ende dieses Beitrages verlinke ich Dir die spezifischen Informationen der drei größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland (Techniker Krankenkasse, Barmer und DAK-Gesundheit).

4. Lade Dir die ePA-App Deiner Krankenkasse herunter und installiere sie

Wenn Du zu den gesetzlich Versicherten gehörst, kannst Du Dir die ePA-App Deiner Krankenkassen in den App-Stores bei Apple, Huawei und Google herunterladen. Manche Krankenkassen (zum Beispiel die Techniker Krankenkasse) haben die ePA als einen Bestandteil ihrer allgemeinen Versicherten-App integriert.

Nutzen kannst Du die ePA-App über ein Smartphone, Tablet oder auch über einen PC. Du benötigst ein Android-Smartphone (mindestens Android 8) mit NFC-Schnittstelle (siehe Punkt 1). Bei IPhones sollte es (mindestens 7 und iOS-Version 13) sein. Der Betreiber der Telematikinfrastruktur (gematik) hat auf seiner Website eine Übersicht aller ePA-Apps der Krankenkassen online zur Verfügung gestellt.

5. Registriere Dich für die Nutzung der ePA-App

Das Herunterladen und Installieren auf Deinem Smartphone ist für die Nutzung der ePA-App noch nicht ausreichend. Schließlich kann jeder die App auf einem mobilen Gerät installieren. Für die Inbetriebnahme der ePA-App benötigst Du eine gültige E-Mail-Adresse sowie Deine Versicherten-Nummer, die Dir von der Krankenkasse erhalten hast. Die Versicherten-Nr. findest Du auf Deiner eGK.

6. Anmeldeverfahren in der ePA-App und Gerätebindung

Im nächsten Schritt geht es darum sich bei seiner ePA-App anzumelden. Hierbei kann die App so konfiguriert werden, dass die ePA-App ausschließlich auf dem von Dir eingesetzten Gerät genutzt werden kann. Dies liegt an den hohen Sicherheitsanforderungen, die bei der Nutzung der ePA vorgeschrieben sind.

Es gibt zwei technische Optionen, wie Du die Anmeldung bei der ePA durchführen kannst:

1. Mit der persönlichen NFC-fähigen eGK und dazugehöriger PIN

Du hälst die NFC-Schnittstelle Deiner eGK an die entsprechende Stelle Deines Smartphones und gibst parallel Deine PIN ein, die Du zuvor von Deiner Krankenkasse erhalten hast. Dieses Verfahren empfinde ich persönlich zum einen als unhandlich und zum anderen habe ich nicht immer Lust die eGK aus meiner Brieftasche herauszusuchen.

2. Die Zwei-Faktor-Authentisierung

Wählst Du diese Variante der Anmeldung wird das Smartphone auf genau dieses eine Gerät, welches Du für die ePA nutzen möchtest gekoppelt. Das bedeutet, dass Du Dich zwar künftig in Deine ePA komfortabel durch die Eingabe eines Passwortes (Erster Faktor) einloggen kannst, dafür ist die ePA ausschließlich mit diesem Endgerät (Smartphone oder Tablet sind der zweite Faktor) nutzbar. Die Bindung Deiner Passwort-Anmeldung kombiniert mit einem einzigen Gerät gewährleistet, dass der Zugang zu Deinen vertraulichen Gesundheitsdaten sicher ist. Ob das Ganze praktikabel und benutzerfreundlich gedacht ist, steht auf einem anderen Blatt.

Smartphone mit der ePA-App

Bildquelle: @gematik

Was tue ich, wenn ich kein Smartphone oder Tablet habe?

Von der Idee her ist die ePA vordergründig zur Nutzung auf einem Smartphone oder Tablet gedacht. Die Krankenkassen sind jedoch rechtlich verpflichtet auch für Versicherte ohne entsprechende Geräte eine Option zur Einsicht der ePA zur Verfügung zu stellen. So wird auch die Einsicht in die ePA per Computer oder Notebook ermöglicht, wenn auch nur mit eingeschränkten Funktionen.

In Teil 2 dieses Tutorials werde ich Dir die aktuellen Funktionen der ePA vorstellen. Schreibe mir als Kommentar, ob Du die Einrichtung der ePA als aufwendig empfindest? Hast Du Verständnis für die Sicherheitsvorkehrungen? Hast Du bereits eine ePA? Gerne kannst Du mir ein Kommentar unter diesem Beitrag hinterlassen.

Das könnte dich auch interessieren …

Eine Antwort

  1. 28. Juli 2023

    […] bei Deiner Krankenkasse der ePA „nachlaufen“. Wie dies genau funktioniert habe ich in diesem Beitrag […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner